Unser Vermieter meinte, dass es unnormal sei, dass es um diese Zeit so viel regnen würde, eigentlich sei es immer, sehr sehr schön. Nun, dass es auch Regenzeiten gibt, schien er vergessen zu haben, aber es ist tatsächlich so ungemütlich, dass es kaum Spaß bereitet, draußen herumzulaufen.
Nachmittags waren wir in einem alten Viertel in der Nähe des Hafens und haben tatsächlich das Covent gefunden, wo der ominöse Caravaggio hängt, jener, der vor einiger Zeit geklaut wurde, nicht mehr auftauchte und dann von Restauratoren und Malern in alter Manier wieder neu geboren wurde. Das Bild „Christi Geburt mit den Heiligen Laurentius und Franziskus“ ist bis heute noch nicht aufgetaucht und wird weltweit auch vom FBI gesucht. Aber genauso interessant sind die Stuckverzierungen im Oratorio di San Lorenzo des Franziskanerkonvents von dem berühmten Meister Giacomo Serpotta aus dem 17-18. Jahrhundert.
An den von mir fotografierten Bodensteinen kann man erkennen, dass es sehr nass in allen Ebenen war. Für Liebhaber der einfachen sizilianischen Küche nach alten Kochrezepten gilt die Antica Focacceria San Francesco. Aber hier geschah auch ein denkwürdiges Ereignis im Zusammenhang mit der Mafia. Vincenzo Conticello, 50, ein Bauunternehmer wurde hier zum Kronzeugen der Schutzgelderpressung der „ehrwürdigen Familie“. In einem Prozess wurden mehrere Bosse zu langen Haftstrafen verurteilt. Conticello lebt seither unter ständiger Bewachung.
Wolfgang Neisser, 23. März 2018