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Ankunft in Athen

Aus dem Flugzeug sieht man erst, wie groß diese Stadt in Wirklichkeit ist und wie sie sich zwischen den sieben Hügeln (bekannt sind Akropolis, Lykavittos>Lykabettos etc.) mäandernd ausgebreitet hat, ein Moloch, eine Betonwüste, dort in der Ebene zwischen dem Meer bei Piräus und der Meerenge zu Euboa wuchert sie wie ein weiß hellgraues Quaderfeld, an den Rändern noch von Hainen und Feldern durchbrochen, aber zum Kern der Stadt ist sie nur noch ein steinernes Meer mit fast 4 Millionen Bewohnern, wahrscheinlich sind es mehr, aber das ist letztlich unerheblich. Im Vergleich dazu hat der gesamte griechische Staat knapp 11 Millionen Menschen und neben der Hauptstadt gibt es noch die größeren Städte Thessaloniki und Patras. Also muss die Bevölkerungsdichte auf dem Land sehr, sehr dürftig sein.

Egal, wir sind gut geflogen und sicher gelandet (da wurde wieder mal geklatscht wie früher bei den Mallorcaflügen!?), wir haben eine schöne Bleibe mit einem Balkon nicht weit vom Zentrum, Unser Haus mit dem Balkon, der oben unter dem Flachdach mit den Antennen und Wasserspeichern, die durch Solarzellen gespeist werden, klebt, liegt genau gegenüber der Akropolis, Parthenon beleuchtet lässt grüßen.

Die Taxifahrt vom Flughafen war schon das erste Erlebnis, denn Autofahren ist bei den Griechen und besonders bei den Attikern ein beliebter Wettbewerb mit seinem eigenen Können, wobei das kölsche „et hätt noch immer joot jejange“ offensichtlich schon von den Vorsokratikern, vielleicht sogar von den Stoikern erfunden wurde. Der Freund von Sakis, der mir die Wohnung unweit des zeitgenössischen Museums vermietet hatte, also dieser Freund, ein vollbärtiger, kleiner Springinsfeld von ca. 50-60 Jahren, fuhr mit allen erdenklichen Fahrfinten, links und rechts überholen, in den Kurven so lange Gas geben, bis das Heck abdriftend zu vibrieren begann, in kürzester Zeit diese vielleicht zwanzig Kilometer lange Strecke bis direkt vor die Haustür. Angekommen. Nachdem wir um sechs Uhr aufgestanden waren und uns im Urlaubergewühl des Düsseldorfer Flughafens durchgewurschtelt hatten, um dann mit Verspätung in die Wolken zu steigen, waren wir froh, dass wir mit dem vielen Gepäck, welches zusätzlich besonders schwer war, so schnell an Ort und Stelle angekommen waren. Mit viel Gespür für 23 kg Koffergewicht hatte ich auch noch die drei schönen Boule Bleu Kugeln in die Wäsche packen können, denn nach Aussage des griechischen Petanqueverbandes wird in Hellas auch mit stählernen Bällen gespielt. Mein guter Freund Johannis Pappas aus Bonn würde natürlich gleich sagen, auch das haben wir erfunden, leider weiss es keiner mehr außer mir.

Athen ist schön, manche würden sagen hübsch hässlich, aber dem Griechen an sich, sind im Laufe der Jahrhunderte die Regeln der Ästhetik irgendwie bei all dem historischen Hin und Her, Auf und Nieder abhanden gekommen. Allein die osmanische Herrschaft dauerte nicht nur zu lange, sondern ließ die Griechen vor lauter Halbmonden und Krummsäbeln regelrecht regredieren, dass sie sich nach ihrer Staatsgründung, wenn man das so nennen mag, selbst nicht mehr kannten und mit der Zeit vergaßen auch viele, dass Demokratie eigentlich anders funktionieren sollte als sie von all den Venizelossen, Karamanlissen oder Papandreous praktiziert wurde. Da scheint es eine riesige Wundertüte an Anekdoten zu geben, auf die wir zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zurückkommen werden. Wichtig ist und bleibt: der Grieche hat nicht nur Europa erfunden, der Grieche kann Europa auch wieder verschwinden lassen*, was er natürlich nicht will, denn allein die GEMA-Gebühren und das ganze Geld, was man mit den Gebühren der Schutzmarke Europa (man denke nur an den EURO und warum die Briten und die stets grinsende Le Pen unbedingt aus etwas aussteigen wollen, was prinzipiell gar nicht geht) verdienen kann, wird hier und jetzt mit Ouzo, Mavrodaphne und viel Sirtaki in Lust und Laune umgesetzt. Und das ist doch mehr als sympathisch. Oder?

Allein die griechischen Schriftzeichen machen mir große Mühe und im Supermarkt war ich dann zum ersten Mal seit langer Zeit beim Einkauf ratlos. Gut, dass Cola überall gleich aussieht, Bier wie Bier verbuddelt ist und Marmelade auch gut zu erkennen ist. Mit dem Brot haben es die Griechen nicht so, mal sehen, ob man irgendwann einen Bäcker findet, der auch nordwesteuropäisch die Backstube unter der Fuchtel hat. Jetzt sind wir müde und ausserdem spielt heute Abend Dortmund gegen Monaco, das brauche ich jetzt noch.

*Umgekehrt hat man immer wieder versucht, die Griechen aus Europa verschwinden zu lassen, aber Griechen sind hartnäckig und wer so etwas großartiges erfunden hat, lässt sich so leicht nicht ins Bockshorn jagen. Wer die nimmersatten Perser bei Salamis und Marathon gedemütigt hat und die Sultane der Türken über Jahrhunderte überleben konnte, wird sich bestimmt nicht von schwarzen Nullen und böswilligen Nationalprotektionisten aus ihrem Kontinent herausjagen lassen. Ne.