Es dauert 2 Stunden und 10 Minuten, wenn man die reine Flugzeit rechnet, es mögen rund 2500 km sein und einige Breitengrade, die man mit dem Düsenturbo überwindet, aber was dazwischen geschieht, wird selten beschrieben. Zunächst helle Freude am Flughafen Köln-Bonn, denn es ging ruck-zuck vom Einchecken, über die Kontrolle bis zum Gate, von dem der Airbus der Eurowings starten sollte. Wir waren früh genug da und guter Hoffnung, sofern man das Warten auf einen Abflug so nennen darf. Nach ungefähr einer Stunde zeigte die Departures-Tafel an, dass der Flug sich um 55 Minuten verspäten würde, das ist man gewohnt, wenn man sich aufs Fliegen einlässt, aber danach hängten die Kontrollbediensteten noch eine halbe Stunde dran. Allerdings durfte man inzwischen das Flugzeug schon entern, um sich in dem zugewiesenen Platz so gemütlich wie möglich zu fühlen, sofern das auch etwas mit Gemüt zu tun haben kann. Als alle Platz genommen hatten, was nicht so einfach war, weil einige extrem adipöse Menschen kaum die Gangway hochkamen und sich dadurch in dem engen Gang zwischen den Sitzreihen schnell Staus bildeten., erreichten wir auch unsere Sitzzwangsjacken. Kaum saßen alle, gab der Kapitän durch, dass aus Sicherheitsgründen, die vom Tower durchgegeben worden waren, man eine weitere Stunde würde warten müssen. Das kann man nur mit Ironie und bissigem Humor kommentieren. Die veranschlagte Abflugzeit sollte um 16:40 Uhr sein, als wir endlich abhoben, war es fast 18:30 Uhr. Mit der Lektüre des Spiegels und der fatalen Einsicht, doch nichts ändern zu können, habe ich die Zeit überstanden. Die Wolkendecke blieb bis zur Reiseflughöhe von ca. 10.000 Metern sehr dicht und das änderte sich auch nicht in der Folgezeit. In Süditalien, wir näherten uns dem Ziel legte sich schon allmählich die Dunkelheit über den das Flugzeug umschließenden Kosmos. Je weiter wir nach Süden kamen, desto klarer wurde es, dass es in Palermo dunkel sein würde, wenn wir landeten. Um 21:07 Uhr setzte der Flieger mit einem gewaltigen Rums auf und offensichtlich gibt es noch viele Passagiere, die die Nostagliezeit der ersten Urlaubsflüge noch nicht relativiert hatten und brachen deshalb in lautes Klatschen aus, was in den 70er und 80er Jahren bei dezidiert organisierten Urlaubsflügen nach Mallorca, Teneriffa oder in andere südliche Destinationen gang und gäbe war. Bevor wir aber endlich unten waren, mussten wir noch ein mittleres Gewitter durchkreuzen. Als wir unser Gepäck endlich von dem Transportband in Empfang genommen hatten, empfing uns vor dem Airportgebäude Regen. Um nicht noch später in der Unterkunft mitten in Palermo anzukommen, nahmen wir ein Taxi, was zwar erheblich teurer als die Shuttlebusfahrt war, aber mit 50 Euro konnte man auch nicht klagen, bequem und schnell in das Zentrum der Stadt zu gelangen. Apropos Zentrum, als ich nach dem Preis fragte und schon aufs Handeln eingestellt war, verstand ich anstatt Centro Cento und sagte gleich nein. Eva hatte es aber durchblickt und schließlich war Cinquanta abgemacht.
In der Nacht kann man eigentlich erst ermessen, wie groß Palermo und seine Agglomeration wirklich ist und wie weit sich die Stadt ausdehnt. Vor der Haustür wartete schon Margherita, unsere Gastgeberin, die, wie sich schon bei der vorigen SMS-Kommunikation herausgestellt hatte, sehr gut deutsch sprach. Geschafft. Wir wohnen jetzt im 6. Stock unterhalb der Kathedrale und mitten im Ballaro, bekannt durch die unglaublich reichhaltigen Marktstände, die durch die Via Ballaro aneinandergereiht, alles anbieten, was sämtliche lukullischen Ansprüche erfüllen kann. Man muss es nur noch kochen oder zu Salaten oder anderen leckeren Gerichten verarbeiten. Die Sonne scheint und bald werde ich auf den Markt gehen, um in der Vielzahl der Gemüse-, Obst und Fischstände das einzukaufen, was heute Abend auf den Tisch kommen wird. Buon Appetito.
Der Markt Ballaro Storico ist einzigartig im Süden, nur in Athen habe ich samstags eine derartige Ansammlung von Marktständen beobachten können. Hier findet der Markt tagtäglich statt und man bekommt alles, was das Herz begehrt oder was man brauchen kann. da viele Roller und Rollentaxis durch die enge Straße fahren, ist es ein ständiger Slalom, aber man wird dafür belohnt. Vieles habe ich kaufen können, aber nachdem meine Finger fast schon vom Schleppen der dünnen Plastiktüten abgestorben waren, habe ich mich wieder auf den Rückweg gemacht. Spaghetti Mongole werden wir essen, die Muscheln sind schon gekocht und in Knoblauch mit Butter angeschwitzt. Erdbeeren, also Fragoli (ich muss das alles speichern) kosten einen Spottpreis und selbst Fleisch ist relativ kostengünstig und gut, weil man es beim Metzger kauft, der es direkt von größeren Stücken abschneidet. In einer kleinen Alimentari habe ich Original sizilianisches Olivenöl gekauft (so wurde mir versichert), abgefüllt in einer Pellegrinoflasche. Mal sehen.
Auch in Sizilien, wie könnte es anders sein, sind offensichtlich Ferien. Beim Gang zur Kathedrale, wo ich in einer Apotheke etwas besorgen musste, quetschten sich Trauben von Touristen durch die abgesperrte Straße und strömten zum Eingang, um vielleicht doch noch einen winzigen Hauch des Heiligen Geistes mitzubekommen, was allerdings angesichts der Massen eher unwahrscheinlich erscheint. Mercoledi und es geht weiter.