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Handwerkskunst, die die Geschichte überdauert.

Hinter vielen brüchigen, unansehnlichen und sich allmählich abblätternden Fassaden verbergen sich häufig die sehenswertesten „Wunderkammern“ von Palermo. Das Zentrum der Stadt rund um die Straßenkreuzung Quattro Canti mit der Einkaufsstraße Maqueda, die sich quer durch die gesamte innere Metropole zieht, dem Bahnhof, dem Theatro Massimo, dem Duomo und dem Hafen birgt in den vielen kleinen Sträßchen und Gassen eine architektonische und künstlerische Überraschung nach der anderen.
In diesem Blog möchte ich über eine Kirche berichten, die so in
ihrer kunstfertigen Innenausstattung einmalig ist.

Die Chiesa del Gesù, auch bekannt als Casa Professa, ist eine der wichtigsten Barockkirchen in Palermo und ganz Siziliens. Diese einzigartige Kirche der Gesellschaft Jesu liegt mitten im historischen Zentrum, unweit des Königspalastes und der Kathedrale. 

Erst 2009 wurde die Kirche nach zweijähriger, detailgetreuer Restaurierung wieder eröffnet.
Die nach Norden gerichtete Fassade im Mittelteil zeichnet sich durch eine doppelte Anordnung übereinanderliegender dunkler Pilaster aus, die ein durch ein dreidimensionales Relief das beabsichtigte Tiefengefühl schaffen. Einfachere Pilaster begrenzen die unteren Eingänge. Der Giebel besteht aus einem Tympanon mit gebrochenen Bögen, die überlappend einen zentralen Fries mit einem Christogramm in Reliefform bilden.

Das Hauptportal besteht aus Säulen mit korinthischen Kapitellen. In der mittleren Nische befindet sich die ausdrucksstarke Madonna della Grotta , mit der Inschrift “ JESUS ​​VOCATVM EST NOMEN EIUS „.

Heiligenstatuen der Gesellschaft Jesu bereichern die gesamten Wandgestaltungen. Wir sehen den heiligen Franz Xaver, San Francisco Regis, San Giacomo Kisai und San Giovanni di Goto.  Auf der linken Seite steht der Heilige Ignatius von Loyola auf dem Portal und dem Heiligen San Francesco Borgia ist die Mitte gewidmet. Ebenso San Paolo Miki und San Francisco de Geronimo. Wahrscheinlich werden auch dem katholisch geprägten Laien einige Namen nicht viel sagen, aber die Heiligenverehrung in Italien hat eine ganz besondere Tradition und ist nicht vergleichbar mit den Gepflogenheiten der nördlichen Länder.

Auf der gegenüber liegenden Seite des Portals befinden sich zwei Hochreliefs von Gioacchino Vitagliano, das von von seinem Schüler Ignazio Marabitti durch das Relief  Jesus und die Samariter, der dem Blinden das Augenlicht wiedergibt, erweitert wird.

Ein ungewöhnliches gebrochenes Tympanon (ein sphärischer Stammabschnitt, der von orthogonalen Bögen durchschnitten wird) führt vom Eingangsportal zum Hauptschiff und ist mit wertvollen Werken wiederum von Ignazio Marabitti bereichert worden. 

Um dieses Wunderwerk der Marmorskulpturen dezidiert zu untersuchen, sollte man sich in die Tiefen der italienisch-sizilianischen Barockkunst begeben. Ich kann nur bruchstückhaft einige Details aufzählen und die mit den Fotos unterstreichen, die ich an diesem Ort geschossen habe. Die gesamte Geschichte dieser Kirche ist sehr lang und kann nur von einem gut informierten Kunstwissenschaftler wiedergegeben werden, aber der Eindruck, den dieser Raum hinterlässt, begleitet einen noch lange, nachdem man die Kirche verlassen hat.

Da wir noch viel mehr Innenräume der unzähligen Palazzi besichtigt haben, werde ich morgen über die Bibliothek Branciforte berichten. Mehr als 50 Tausend Bücher und andere wertvolle Schriftstücke beherbergt dieser Palazzo und verfügt zudem über eine ausgesprochen einmalige Sammlung von Marionetten und Puppen.

Wolfgang Neisser, 29. März 2018