2023 Alles muss anders werden

Allgemein

ARLES 2019

Athen

Avignon

Berlin

Corona - Folgen

Filmkritik

In the year 2021 on earth

Kultur und Tourismus

Le Havre

London 2023 Slough

Marseille

Palermo und die Manifesta

Riviera 2020

Schweden Stockholm

Sizilien und Palermo

Südwestfrankreich

Venedig 2017

Venedig Biennale 2019

Noi siamo nella Sicilia

Es schneite auf dem Rollfeld des Flughafens Köln-Bonn, wahrscheinlich schneite es überall, es schneit eigentlich nie nur punktuell auf deutschen Flughäfen, Bahngleisen und Autobahnen.

Schon im Flieger gab der Kapitän durch, dass aus Sicherheits-gründen die Tragflächen und Steuerelemente mit Glykol besprüht werden mussten, damit ein gefahrloser Start möglich sei. Der Flug verspätete sich um 20 Minuten. Mindestens. Dann endlich aufs Rollfeld. Der Schub des Speed aufnehmenden Airbus drückte mich nach hinten. Dann hob das Flugzeug ab. Endlos lange stieß es durch dichte Wolkendecken bis wir auf fast 10.000 Meter Höhe in einen strahlend blauen Himmel eintauchten. Manchmal konnte man durch die Wolkendecke weiße Flecken sehen, schneebedecktes Land zwischen Köln und Bayern. Über den Alpen wurde es ein wenig ruckelnder, aber hin und wieder war das gigantische Relief der herausragenden Felsformationen zu sehen. Über Italien lagen nur Wolken. Laut Ansage flogen wir zunächst die Ostküste entlang und kreuzten dann bei Rom zur Westküste. Kurz vor der sizilianischen Küste war dann der leicht gekräuselte große Teich des Mittelmeeres zu sehen. Da begann schon der Sinkflug zur Landung in Catania.

Catania wurde in einem großen Bogen angeflogen und die Landung konnte auch der Ängstlichste verkraften. Es gibt immer noch welche, die Beifall klatschen, ich dachte diese Zeit sei endgültig vorbei. Sonne in Catania. 20 Grad. Nun musste die Bushalte gefunden werden, denn der Überlandbus nach Palermo fuhr direkt vom Flughafen los. Mit 13,50 Euro war man dabei. Hinter Catania fuhren wir lange durch gelb-orange gesprenkelte Mandarinenhaine, dann ging es in die Berge. Die Autobahn war sehr schmal und und der Busfahrer fuhr stoisch, alles überholend, was nicht schnell genug war, mit immer gleichen Tempo ins Innere der Insel. Zu dieser Jahreszeit ist Sizilien eine grüne Insel, entweder sieht man endlose Wiesen oder Weiden oder sprießende Kornfelder. Es begann zu regnen und der Regen wurde immer stärker, je weiter wir ins Innere der Insel gelangten. Städte und Dörfer thronten auf Bergen, ansonsten sah alles sehr einsam oder verlassen aus. Viele verlassene Bauernhöfe, kein Anzeichen von Industrie. Es folgten Tunnel auf Tunnel. Selbst in den schmalen Tunnels überholte der Bus die schwersten Lastkraftwagen, was teilweise so aussah, also würde kein Blatt zwischen die beiden großen Transportfahrzeuge passen. Wie eng der Bus an der Leitplanke zur Fahrerseite entlangfuhr, strapazierte die schwachen Nerven derjenigen, die mit Platzangst zu kämpfen hatten. Mindestens ein Drittel der Fahrbahn ruhte auf wuchtigen Betonstelzen, eine sich schlängelnde, lang gestreckte Brücke durch eine vergessene Gegend, wie mir schien. Warum dieser unglaubliche Aufwand mit den Stelzen betrieben worden war, blieb mir schleierhaft, aber ich wusste, dass in den 60er und 70er skandalös teure Bauvorhaben auch mit Infiltration der Mafia in Sizilien getätigt worden waren. Jahren Der Regen blieb bis fast zur Nordküste, dann klarte es auf. Nun fuhren wir entlang der Küste, die wesentlich umfangreicher besiedelt war in Richtung Palermo. Nach zwei Stunden und vierzig Minuten kreuzte der Bus durch die verwinkelten Straßen der Vororte und gelangte schließlich zum Busbahnhof in der Nähe der Stazione Centrale. Mit einem Taxi, die Suche nach einem das Ziel ansteuernden Bus war mir viel zu mühsam, erreichten wir unser neues Domizil. Eine Art Blockhaus unter dem Dach eines dreistöckigen Hauses – mit darüberliegender Dachterrasse. Inzwischen waren es nur noch 15 Grad und wir richteten uns in einem kleinen Haus auf einem großen Haus so gut es ging gemütlich ein. Inzwischen war es fast 16 Uhr, seit 12 Stunden waren wir unterwegs und ich musste erst einmal ein wenig Augen- und Nervenpflege halten. Eva zog es noch in die Stadt. Abends sahen wir uns „Jimmys Hall“ von Ken Loach an. Das passte. Auch Irland war wie Sizilien verarmt und in den Krallen der Großgrundbesitzer und des katholischen Klerus. Um sieben Uhr Brötchen oder Panini holen, ist zumindest in unserer Gegend am Giardino Inglese unmöglich. deswegen habe ich eine noch nicht geöffnete Konditorei „überfallen“ und Linzer Torte gekauft. geht auch morgens.

Wolfgang Neisser, 21. März 2018