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Wintertraum, when the weather is high
Fondation Maeght St. Paul de Vence

Homeward bound
Home where my thought‘s escaping
Home where my music‘s playing
Home where my love lies waiting
Silently for me

Das wäre eine Wunschvorstellung, die ich sofort teilen kann, aber nur dann, wenn es nicht an einen festen Ort gebunden ist. Für mich ist Heimat nicht geographisch verortet, sondern meine Dazugehörigkeit zu einem Lebensmittelpunkt bezieht sich zunächst auf Menschen und das, was sie tun. Meine Affinität zu Büchern, Filmen, Sprachen oder Musik ist vornehmlich europäisch konotiert, auch weil ich niemals über die europäischen Grenzen hinausgekommen bin und sie wäre global, wenn ich die Chance gehabt hätte, die ganze Welt zu bereisen.
Home is where I want to be, kann ich deshalb ebenso unterstreichen. Uns Deutschen oder vielleicht genauer formuliert, uns Deutschen, die wir unsere Vergangenheit reflektieren, weil wir im letzten Jahrhundert mit dem Begriff Heimat viel Schindluder betrieben haben, kommt das Wort Heimat oft nicht so einfach über die Lippen. Das ist verständlich, weil da immer noch zu viel Verstörungspotential dahintersteckt. Auch wenn Thea Dorn mit einem Co-Autor die geschichtliche und semantische Bedeutung von „Heimat“ über 500  Seiten an vielen Textbeispielen zu ergründen versuchte, stockt bei mir immer kurz der Zungenschlag, wenn ich beispielsweise außerhalb Deutschlands von Heimat reden höre. Deshalb versuche ich so gut wie möglich zu umschreiben, was ich ehrlicherweise partiell belastend finde. Aber auch das ist nicht einfach, weil in anderen Sprachen der Begriff „Heimat“ so nicht existiert, also eins zu eins zu übersetzen ist. Seitdem bei uns einige national und rassistisch vergiftete Lautsprecher Heimat wieder mit Heimatschutz, Volk, Fremden, Überfremdung oder gar Rasse in Verbindung bringen, bin ich sehr vorsichtig und skeptisch geworden. Zitat aus der taz vom 7.11.2015 aus dem Artikel „Das Fremde als Bedrohung“ „Weder findet sich ein Plural des Begriffs, noch gibt es in anderen Sprachen ein Äquivalent. Die englischen Wörter home oder homeland verfügen eben nicht über die mystische, ursprüngliche, naturverbundene und vorindustrielle Konnotation des deutschen Begriffs. Heimat ist nicht zukunftsgewandt, sondern rückwärtsbezogen. Der Status des Heimatvertriebenen wird sogar über die Generationen weitergereicht. Den Begriff der „Neuen Heimat“ nutzten die Nazis für Wohnungsbaugesellschaften, um den Mythos der Heimat auch in neue Siedlungen zu verpflanzen. Dem rechten Heimatbegriff zufolge haben Menschen Wurzeln, die sie an einem Ort halten – und keine Beine, mit denen sie im Leben und in der Welt weiterkommen und sich verändern können.“

Letzte Woche beispielsweise, dem berühmt, berüchtigten Aschermittwoch der Jeckenendzeit und den Blödsinnigkeitsveranstaltungen der politischen Parteien, konnte ich, wenn ich durch die große Panoramascheibe unserer Wohnung schaue, kaum einen Zusammenhang zwischen meiner Befindlichkeit und meiner Umgebung feststellen, ohnehin erschien mir alles so grau und regenverhangen, dass ich es tunlichst vermieden habe, meinen Blick in die Ferne oder Nähe schweifen zu lassen. Vor einer Woche übernachtete ich noch in einem kleinen Weiler des Department Doubs unweit der schönen Stadt Besançon und einen Tag zuvor spielte ich an der Strandpromenade von L´Estaque bei Marseille bei gefühlten 24 Grad mit einer international zusammengewürfelten Equipe Boulespieler_innen einige Partien Petanque und kam dabei ordentlich ins Schwitzen, weil die Sonne einen schönen Sommertag vorgaukelte und konnte es gar nicht fassen, dass ich an diesem 24. Februar viele vorbeiflanierende Leute beobachtete, die augenscheinlich den Winter schon weit hinter sich gelassen hatten. Home is where I want to be und heute möchte ich nicht unbedingt hier sein, was aber grundsätzlich im Wesentlichen mit den Wetterkapriolen, der Kälte, der Nichtanwesenheit natürlichen Lichtes und auch mit einigen deutschen Eigenheiten zu tun hat, die ich geschichtlich in die Zeit nach 1865 verorten möchte. Wem das zu lange her ist, darf noch mal in die einschlägigen Geschichtsbücher schauen und sich die Entwicklung des Norddeutschen Bundes und Preußens wie des Rheinlandes in ihrer Substanz und auch Brisanz durch den Kopf gehen zu lassen. Sang nicht irgendeine westdeutsche Trällerschwalbe der fünfziger Jahre: „Meine Heimat ist das Meer, meine Sehnsucht sind die Sterne“? War das vielleicht das Lied einer Schiffbrüchigen, die rücklings im Pazifik lag, nach oben glotzte und plötzlich festgestellt hatte, dass diese Art des Seins auch eine Möglichkeit sein kann, sich fischpudelwohl zu fühlen? Nun bin ich wieder zuhause, in Köln, in Deutschland und ich fühle mich in unserer Wohnung wohl, weil ich dort von all den Dingen umgeben bin, die ich liebe und brauche. Nach einem Blick auf die Wetterkarte mit den Prognosen für die nächsten 14 Tage (falls derartige Voraussagen überhaupt möglich sein können) verspüre ich keinerlei Lust mich in das trübe Grau der nächsten Tage zu begeben. Zudem überschlagen sich die Meldungen über die beginnende Pandemie Covid-19, die meines Erachtens die schlimmsten Befürchtungen bislang zu lange unter der Decke gehalten haben, was unter diesen Umständen verständlich ist, wenn man bedenkt, wie schnell eine Massenhysterie entstehen kann und die Menschen die Kontrolle über ihren gesunden Menschenverstand verlieren lässt. Die schnelle Ausbreitung des Virus treibt die zuständigen Staatsorgane wie sämtliche Behörden in die Bredouille, durchgreifende Maßnahmen einzuleiten, auf die nicht jeder Verantwortliche aus der Exekutive vorbereitet ist oder sein kann, obwohl im Politsprech immer so getan wird, als habe man alles im Griff. Diese globale Bedrohung eines winzig kleinen Erregers deckt alle Schwachstellen auf, die entstehen können, wenn die gesamte Welt in fast allen Bereichen geschäftlich, industriell oder touristisch partitioniert wird und dass die Globalisierung in diesem Fall einer gesundheitlichen Bedrohung, auf die keiner vorbereitet ist, unkontrollierbar wird und jegliche Nachvollziehbarkeit, wie die seltsamen und doch logischen Wege des Virus in Windeseile um die Welt kursieren, unmöglich ist. Dabei wirken die Medien mit allen kommunikativen Kräften mit, um einerseits vermeintlich aufzuklären und andrerseits weiterhin am Angstpotential zu schüren. Wenn wir uns vorstellen, wie im 16. oder 17. Jahrhundert Epi- oder Pandemien auf dem europäischen Kontinent verlaufen sind, können wir heute heilfroh sein, dass derartig flächendeckend grassierenden Krankheiten inzwischen schon zu Beginn eines Ausbruchs sofort im Fokus der weltweit vernetzten Virologen stehen und zumindest die hoch entwickelnden Staaten über Gesundheitssysteme verfügen, die unmittelbar tatkräftig eingreifen können. Die letzten großen und Todesopfer fordernden Virusgrippen wurden in Deutschland 1957 und 1968 verzeichnet. Wenn wir heute in 14 Stunden nach China fliegen können, ist zu ermessen, dass Flugzeuge und Schiffe, legale und illegale Wanderarbeiter, mafiöse Strukturen der globalen Finanz- und Wirtschaftskriminalität ausreichen, um die Welt in Atem zu halten, wenn es sich tatsächlich um Tröpfchen- oder Schmierinfektionen handelt und der Mensch Wirt und Überträger ist. Wer sich genau informieren will, braucht nur täglich die wichtigsten Nachrichten der Börsenkurse zu studieren, denn sinkt der Aktienindex, erhöht sich die Gefahr pandemischer Entwicklungen. Der weltweite Handel ist eines der Indikatoren, die Aussagekraft haben, weil jede Störung oder Unterbrechung der globalen Handels- oder Finanztransaktionen Einfluss auf die Aktienkurse haben. Bei dieser Epidemie ist Panikmache aber eher kontraindiziert, denn allen Analysen zufolge wird es zwar überall Erkrankungen geben und all diese Infektionen werden in der Bevölkerung Unruhe hervorrufen, aber nach Ansicht erfahrener Virologen und Epidemiologen wird sich Covid-19 zum Frühsommer abschwächen. Ob die Behörden trotzdem Quarantänen verordnen werden, liegt in der Hand jener Politiker, die nun beweisen müssen, dass sie ihren Job zu recht ausüben. Eins ist sicher, nach dem Coronaüberfall wird man endlich überall nachdenken müssen, dass die Globalisierung neu geordnet werden muss und dass die Pandemie ein neues Nachdenken über die Verflechtung der Konsum- und Produktionsländer nach sich ziehen muss. Was der Klimawandel schon transparent gemacht hat, wird durch die winzig kleinen, durch das menschliche Auge nicht erkennbare Viren mit deren Wirkungsweisen noch klarer werden.

Wir sind an einem von der Sonne durchfluteten Morgen an der italienischen Riviera aufgebrochen um über die Autobahn nach Marseille zu fahren, Marseille, die Stadt, die uns immer wieder anzieht und begeistert. Bei der Reise entlang der Côte d´Azur oder der französischen Riviera ergreift einen immer wieder die Ausstrahlung dieser paradiesisch erscheinenden Landschaft (auch wenn die Bausünden von der Instinktlosigkeit und Profitgier der Menschen sprechen) und die alten Küstenstädte Menton, Nizza, Cannes, Frejus, Antibes oder St. Tropez zeigen wie vor 50 Jahren eine heiter stimmende Anziehungskraft, wie sie schon im vorletzten Jahrhundert als Reiseziel reicher Nordeuropäer und Briten veredelt wurden. Nördlich von Cannes liegt auf einem Bergrücken St. Paul de Vence, nicht nur ein hübsches provençalisches Städtchen, sondern auch ein Sehnsuchtsort für alle Kunstfreunde der klassischen Moderne, die in der Fondation Maeght einen Präsentationsort finden, der mit seinen erstklassigen Exponaten der Bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts nur mit den bekanntesten Weltmuseen wie dem Centre Pompidou in Paris, der Tate Modern in London, dem Stedelijk Museum in Den Haag, dem Museo Reina Sofia in Madrid oder der Pinakothek der Moderne in München zu vergleichen wäre. Mir kommt allerdings eher der Vergleich mit dem Kröller-Müller-Museum in Arnheim, dem Spoerri Skulpturenpark in der Toskana oder der Skulpturenpark Chillida bei San Sebastian in den Sinn, weil an diesen Orten das ästhetisch komponierte Arrangement zwischen Skulpturenpark, Baumbestand und Museumsgebäuden am eindringlichsten und sinnlichsten zu erfahren ist.

Obgleich ich genau weiß, dass derartige Vergleiche immer hinken, begebe ich mich dennoch in die Gefahr, falsch verstanden zu werden, denn manche werden wahrscheinlich ganz andere Kunstorte als sehr viel repräsentabler halten. Es kommt auf die Atmosphäre an und selbst der Abteiberg in Mönchengladbach und das Museum Ludwig in Köln gefällt mir besser als so mancher Hotspot der weltweiten Museumsbauten.

Allein der Blick über die weiß getünchten, waagrecht liegenden Viertelzylinder der einzelnen Dächer mit den Wipfeln des darüber schützenden Baumwipfelensembles empfinde ich als Wohltat für meine Augen.

Die vom Ehepaar Marguerite und Aimé Maeght 1964 gegründete Fondation Maeght kann als Kunstolymp wie auch als Kunstpilgerort bezeichnet werden, da sich hier bedeutende Werke von Chagall, Braque, Kandinsky, Matisse, Giacometti, Calder, Leger, Miro, Tapies, Tinguely, Picasso und anderen ein Stelldichein von Schönheit und Formensprache geben. Der Architekt Josep Lluis Sert (Er baute auch  die Fundacion Miro in Barcelona und Palma) schuf hier in einem mit Zypressen, Pinien, Zedern und Palmen bestandenen Park in seiner typischen Formensprache ein Kunstrefugium, das jeden Kenner und Liebhaber der Klassischen Moderne in Entzücken versetzt.

Auf dem Weg von der Autobahn zur Fondation, einer der üblichen kurvenreichen Straßen zwischen Küste und Seealpen, erreichten wir schließlich einen der Fondation zugehörigen Parkplatz und standen urplötzlich vor einer polizeilichen Absperrung. Einige Stromleitungsmasten hingen windschief mit ordentlicher Schlagseite über der Straße und Gendarmerie wie Feuerwehr bemühten sich, den Schaden zu beheben. Zunächst dachte ich enttäuscht „Das war´s dann“, aber aufgeben gilt nicht und so schlenderte ich zu einem der Polizisten und fragte ihn, ob es vielleicht noch einen anderen Zufahrtsweg auf den Berg geben würde. Für alle, die ganz nahe an das Museumsgelände heranfahren wollen, gilt der Tipp, bis kurz vor St. Paul zu fahren und bei der Post scharf links in eine kleine Seitenstraße einzubiegen. So gelangt man zum Parkplatz, der unmittelbar vor dem Eingangstor angelegt wurde. Für 16 Euro pro Person erhält man die Erlaubnis, sich frei durch den gesamten Park und die Gebäude zu bewegen. Plastiken von Miro und Chillida begrüßen einen und danach kann man sich aussuchen, welchen Weg man durch die im Freien ausgestellten Skulpturen nehmen kann. Es ist Mittagszeit und die Anzahl der Besucher ist überschaubar. Kein Photo kann die Stimmung des Gesamtkunstwerkes so verdeutlichen, wie man es selbst erlebt, dafür hätte ich einen Film drehen müssen und als fotografierender Flaneur hasse ich es, permanent durch den Sucher eines Videoaufzeichnungsgerätes zu schauen. Der blaue Himmel, die mediterrane Stimmung zwischen Vegetation, Kunst und Architektur nehmen mich sogleich in Besitz und es ist ein großes Vergnügen, welches ein andächtiges Gefühl hervorruft, als ich langsam durch den Kunstparcours schreite.

Maeght arbeitete als Lithograf, reüssierte als Galerist und Sammler und wurde schließlich Herausgeber von Kunstmagazinen und -Büchern. In der Pariser Szene wie später in Cannes und Umgebung, wo er eine Galerie eröffnete, pflegte das Ehepaar mit der heterogenen Gilde der inzwischen immer bekannter gewordenen Künstler_innen der Nachkriegszeit des „Grand Guerre“ und später in den Fünfziger Jahren enge Beziehungen und schufen im Laufe ihres Lebens eine Sammlung zeitgenössischer Kunst, die sich mit allen großen Sammlungen dieser Erde messen kann. Obwohl mir seit vielen Jahren die Einseitigkeit der immer gleichen Künstlerauswahl, die bei vielen Ausstellungen inzwischen nur noch Langeweile hervorrufen, bin ich immer dann begeistert, wenn zeitgenössische Kunst, eigenwillige Architektur und eine gelungene Landschaftsplanung eine Spannung der Vielfältigkeit erzeugen.

Eine besondere Erwähnung gilt dem israelischen Künstler Ra‘anan Levy, dem eine große Retrospektive mit dem Titel „L‘épreuve du miroir“ (Der Spiegeltest) gewidmet ist. Ra’anan Levy wurde 1954 in Jerusalem geboren. Er lebt und arbeitet in Paris und Florenz. Nach seinen Studienjahren der Bildenden Kunst an der Academia di Belle Arti in Rom und Grafische Kunst am Zentrum Santa Reparata in Florenz von 1975 bis 1979, folgte eine Karriere, die seitdem von vielen Ausstellungen weltweit begleitet wurde.

„Der französisch-israelische Künstler hat nie aufgehört, einzeln ausgewählte Teile der gewöhnlichen Realität aufzuspüren, wobei er mit seinem Stil die Sujets seiner Arbeiten unterstreicht und gleichzeitig seine Lieblingsthemen aufgreift: die Konfiguration des Raums, die Vergänglichkeit der Zeit, die Abwesenheit von Menschen, die Anwesenheit von Objekten, das Bewohnte und das Unbewohnte, das Zusammenspiel der visuellen Wahrnehmung und der Phantasie, die das alltägliche Leben in Fremdheit verwandeln.“ (offizieller Text der Ausstellung – frei übersetzt).

Als Illustrator, Fotograf und Collposing-Künstler freue ich mich immer, wenn gegenständliches Arbeiten mit Zeichnungen, Drucken oder Malerei mit Abstrahierungen, Verzerrungen oder Verfremdungen vorgestellt werden. Die ca. dreißig Werke und eine Reihe von Stichen zeigen einen Teil seines Werkes. Die einzelnen Exponate erklären zu wollen, führt zu weit, weil ich kaum Informationen über den Künstler und sein Werk gefunden habe. Sicher ist aber, dass der Zeichenstil des Künstlers und das visuelle Eintauchen in seine auf den ersten Blick befremdlichen und distanzierten Kompositionen mit aufschlagenden Fenstern und Türen, sich verströmenden Büchern oder neben- und übereinander sich stapelnden Farbtöpfen nicht nur fasziniert, sondern auch ein eigenartiges Gefühl einer überall lauernden Bedrohung auslöst. Aus einem Labyrinth unruhiger und prägnanter Striche, wabernden Schatten, diagonalen Perspektivlinien kristallisiert sich ein Entgegenblicken der Einsamkeit heraus, das wie das Stillstehen der Zeit wirkt.

Marseille erreichen wir 2 Stunden später und da wir in dem ehemaligen Fischerdorf  L´Estaque unsere Freundin Nathalie Meissner besuchen, die inzwischen über unsere website philosophiekunst die von ihr entwickelten Reisen oder Stadtspaziergänge anbietet. Wir haben noch einige Details unserer Zusammenarbeit zu besprechen und auf den Punkt zu bringen.

L´Estaque kennen wir schon aus früheren Reisen und für mich ist dieser charmante Ort unmittelbar an der Mittelmeerküste ein ganz besonderes Ziel, weil ein großer Bouleplatz direkt am Meer gelegen ist und dort immer irgendwelche Spieler anzutreffen sind. 

Unser Apartment lag hoch über dem Ort mit weitem Blick über die Bucht von Marseille und das Meer. Auch wenn es wieder einmal steil nach oben ging, lohnte sich die Mühe, ein bis zweimal am Tag diesen Weg zu gehen. Am Sonntag war es so warm, dass die Leute an der Uferpromenade in T-Shirts und Blusen spazieren gingen und die Straßencafés waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein schöner Tag. Ich habe mit einigen Franzosen, einem Jugoslawen, einem Algerier und einem Spanier mehrere Partien gespielt und auch wenn die Meléeauslosung in meinen Augen sehr seltsam zusammengestellt wurde, war es ein voller Erfolg, zumal die anderen schnell bemerkten, dass ich durchaus kein Dilettant war. Abends saßen wir auf der Terrasse und schauten zu, wie die untergehende Sonne die Dächer in warmes, zerfließendes Rot tauchten und das Meer sich von Türkis in ein immer noch glitzerndes Nachtblau verwandelte.