Palermo, im Süden Europas gelegen, einstmals blühende Metropole und Drehscheibe zwischen Ost und West, war lange Zeit mit dem Ruf einer heruntergekommenen und gefährlichen Stadt behaftet. Dies hat sich grundlegend geändert. Sicherlich kann man einen großen Teil des Verdienstes dieser „Primavera di Palermo“ – Frühling von Palermo, wie man das Aufwachen einer ganzen Stadt nach einer langen Zeit der Hoffnungslosigkeit und Lethargie auch bezeichnet – dem charismatischen Politiker: Leoluca Orlando zuschreiben, der 1985 auf der Liste der Democrazia Cristiana als Bürgermeister von Palermo gewählt wurde. Er bildete auch mit linken Abgeordneten ein Bündnis, das radikal mit den bisherigen politischen Praktiken brechen wollte. Sein komplexes Projekt der zivilen Erneuerung setzte vor allem auf die Förderung der Kultur und Erziehung. In seinem Kampf gegen die Mafia wurde Orlando von der Bevölkerung immer mutiger unterstützt: Palermitanerinnen boten ihm z.B. ihre eigenen Kinder zur Begleitung auf jeder Autofahrt an, damit die Mafia wisse, dass ein Bombenanschlag auf seinen Wagen auch unschuldige Kinder träfe. Orlando ging nicht auf das Angebot ein, doch allen Beteiligten wurde klar, dass dies das Ende der Omertà (Schweigen) war, dem passiven und insgeheimen Einverständnis mit der Mafia. Die Stimmung des Neubeginns und des Aufbruchs ist auch jetzt noch in Palermo zu spüren. Die Altstadt wird weiter saniert, die wunderbaren historischen Reichtümer der Stadt, die Kirchen Paläste, Parks und Stadtbefestigungen werden nicht nur für die Touristen in ein neues Licht gerückt, sondern auch die Palermitaner selbst sind stolz auf ihre Geschichte und ihre Zeugnisse. Viele junge Leute finden einen Job im kulturellen Bereich.
Der Name Palermo kommt von dem griechischen Wort „Panormos“ (großer Hafen), obwohl die Stadt nie von Griechen bewohnt wurde. Im 7. Jh. v. Chr. gründeten Phönizier sie als Hafenstadt und gaben ihr den klingenden Namen: „Zis“ (Blume). Auch der italienische Name Conca d’Oro (Goldenes Becken) besingt die Schönheit des Ortes, indem er auf die Orangenhaine anspielt, die Palermo zur Zeit der arabischen Herrschaft umgaben. Vielleicht können wir von hier oben das ehemalige gelungene Zusammenspiel von Natur und Kultur erneut erahnen.

In der halbkreisförmigen Bucht von Palermo, auch Conca d´Oro genannt, erstreckt sich zwischen dem Monte Pellegrino und Monte Catalfano die fünft größte Stadt Italiens mit 660.000 Einwohnern. Die gesamte Agglomeration zählt mehr als 1 Million Menschen. Kulturell prägend erschufen die Normannen im frühen Mittelalter (1072) einmalige Bauwerke wie den Normannenplast und die Kathedrale oder die Schlösser oder Burgen Monreale und Zisa, die mit ihrer Architektur aus einer grandiosen Symbiose arabischer, byzantinischer und normannischer Stilrichtungen Palermo beschenkt wurde. Danach bemächtigten sich viele Herrscherhäuser der Insel Sizilien und der großen Hauptstadt Palermo, darunter Staufer, Aragonesen, Savoyer und Österreicher. Im 19. Jahrhundert fiel es in die Hände der Bourbonen und erst mit der Landung Garibaldis 1860 und dem darauffolgenden Risorgimento, der Einigung Italiens in ein alle bisherigen Herzogtümer beherrschendes Königreich. Palermo bietet dem Kunst- und Kultursuchenden Kunstschätze aus fast 2 Jahrtausenden.
Lesen Sie unseren Blog über Palermo und unsere Reisen im Jahre 2018.

Filme

Palermo Shooting – Regie Wim Wenders – 2008
Wer erschoss Salvatore Giuliano – Regie Francesco Rosi – 1962
Der Sizilianer – Regie Michael Cimino – 1987
Palermo oder Wolfsburg – Regie Werner Schroeter – 1980
Palermo Connection – Regie Francesco Rosi – 1990