Erfurt liegt an einer alten Handelsstraße, der „via regia“, die von Flandern über Thüringen bis nach Russland und von der Ostsee bis zu den Alpen führte. Die Quellen des wirtschaftlichen Reichtums waren Wolle, Weizen und Weid. Die florierende Wirtschaft war auch Grundlage eines reichen Geisteslebens und einer regen Bautätigkeit. Die vielen Kirchen und Klöster prägen das Stadtbild. Im innersten Stadtkern sind Steinbauten eher selten. Erfurt war und ist auch heute noch eine Fachwerkstadt. Große Adelspaläste fehlen. Die Bürgerhäuser der Renaissance und des 19. Jahrhunderts zeugen von einem bürgerlichen Selbstbewusstsein. Das Zentrum der Stadt ist nach wie vor der Domplatz zu Füßen des beeindruckenden Erfurter Doms. Schon Papst Gregor II. hatte die Thüringer 724 aufgefordert, dem hier missionierenden Bonifatius ein „Haus“ zu bauen. Die heutige große Kathedrale ist bis heute ein von überall her zu sehendes mächtiges Zeichen der Macht und des Glaubens. Die Stadt wurde nicht nur von Handwerkern und Kaufleuten geprägt und verändert, hier haben auch Gelehrte, u.a. Meister Eckhart und Luther, gelebt und gewirkt.

Ein besonders interessanter Teil der Geschichte Erfurts wird in den Mauern der Alten Synagoge erlebbar. Die Alte Synagoge ist mit ihren Bauteilen aus dem 11. Jahrhundert die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. Hier ist 2009 ein außergewöhnliches Museum entstanden. Gezeigt wird – neben vielen anderen Sehenswürdigkeiten – der „Jüdische Schatz von Erfurt“, der 1998 bei Ausgrabungen in der Michaelisstraße zum Vorschein kam, und der sofort weltweit ein großes Interesse hervorrief. Es handelt sich um einen mittelalterlichen Gold- und Silberschatz, den ein wohlhabender Bürger aus Angst vor dem Pestpogrom 1349 vergrub.
Wie alle Städte Europas erlebte Erfurt Zeiten des Aufschwungs und des Niedergangs. Jedoch bis heute hat sich diese Stadt immer wieder neu erfunden.