Hannah Arendt wurde am 14. Oktober 1906 als erstes und einziges Kind des Ehepaares Paul und Martha Arendt in Hannover geboren. Ihre Eltern stammten beide aus wohlhabenden jüdischen Familien und kamen aus Königsberg. Dorthin, in den Schutz der Großfamilien, kehrten die Eltern auch bald nach der Geburt des Kindes zurück, da es dem Vater gesundheitlich sehr schlecht ging. Der Vater starb, als Arendt sechs Jahre alt war. Ihre Mutter nahm die Erziehung des Kindes sehr ernst. Sie war ein fröhliches und sehr wissbegieriges Kind. Sie konnte bereits lesen und schreiben, bevor sie in die Schule kam. Mit dem Tod des Vaters zog sich das Kind in eine eigene, innere Welt zurück. Mit dreizehn Jahren hatte sie die Bibliothek des Vaters fast vollständig gelesen (Kant Nietzsche…). Das wirkliche Leben allerdings, die politische Lage (erster Weltkrieg, die Situation Ostpreußens) und auch die persönlichen Lebensumstände (Wiederheirat ihrer Mutter, zwei neue Halbschwestern), erreichten sie nur mittelbar. Arendt war eine schwierige, selbstbewußte Jugendliche, immer auf der Suche nach dem Wesentlichen des Lebens. Ihre Mutter stand in dieser Zeit vorbehaltlos hinter ihr. Noch vor dem Abitur von der Schule verwiesen erreichte ihre Mutter, dass sie dennoch in Berlin studieren durfte. Sie machte dann wenig später als Externe und mit der höchsten Auszeichnung ihr Abitur nach. In Königsberg herrschten nach dem ersten Weltkrieg schwierige wirtschaftliche Verhältnisse. Beide Halbschwestern mußten mitarbeiten, damit die Familie überlebt. Arendt entschloß sich in dieser Situation zu einem „Hungerleider-Studium“: zur Philosophie. Sie ging nach Marburg , da dort der junge und ungewöhnlichste Professor der Philosophie lehrte: Martin Heidegger. Als die 18-jährige in Marburg ankam, traf sie auf eine biedere, kleinkarierte Marburger Gesellschaft, die stolz auf ihre ehrwürdige, 400 Jahre alte Universität war, und einen faszinierenden Professor, für den Philosophie und Leben kein Gegensatz war. Arendt fiel unter den Studenten auf. Sie trug schicke Kleider, die neueste Haarmode und konnte vor allem kristallklar denken. Dies entging auch Heidegger nicht. Eine Liebesgeschichte begann, deren Früchte wir heute noch in Heideggers Werk: „Sein und Zeit“ und in vielen Spuren auch in Arendts späteren Werken entdecken können. Da Heidegger verheiratet war, zwei Söhne hatte und seine Karriere nicht gefährden wollte, akzeptierte die junge Geliebte seine Spielregeln der Heimlichkeit.
Ihr Wechsel an die Universität nach Freiburg zu Karl Jaspers leitete endlich den schmerzhaften Prozeß der Trennung von ihrem Geliebten ein. Karl Japers war ihr zweiter großer Lehrer. Er brachte sie „zur Vernunft“. Sie wird ihm Zeit ihres Lebens freundschaftlich verbunden bleiben. Erst die Begegnung mit Kurt Blumenfeld, dem führende Kopf der zionistischen Bewegung, öffnete ihr die Augen für die politische Situation in Deutschland. Bisher hatte sie ihr „Jüdisch-sein“ nicht sonderlich empfunden, nun nahm sie es verstärkt wahr. Nach dem Abschluß ihrer Promotion erhielt sie ein Stipendium und konnte ihr begonnenes Buch über die Jüdin Rahel Varnhagen zu Ende schreiben. Sie heiratete den jüdischen Intellektuellen Günther Stern (bekannt unter dem Namen Günther Anders). Eine schwierige Zeit der politischen Benachteiligung und Verfolgung begann, die mit der Trennung von Stern und der Flucht nach Paris beendet werden sollte. Hier war ein Sammelbecken der politisch Verfolgten. Unter den wurzellosen Intellektuellen war auch Heinrich Blücher, den sie in dieser heillosen Situation kennen und lieben lernte. Er wurde ihr Partner in allen Dingen des Lebens, mit ihm konnte sie herrlich streiten, er war aber auch der ruhende Pol, den sie in ihrem Leben so schmerzlich vermißt hatte. Arendt wurde wie tausende andere verhaftet, lernte den Verlust der Freiheit kennen, Drangsal und Entbehrungen. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Mutter rettete sie sich nach Amerika. Es war für alle eine Flucht ins Ungewisse unter schwierigen Lebensumständen, die Arendt mit viel Mut und Energie meisterte. Erst in New York erfuhr Arendt von dem Ausmaß der Vernichtungskampagnen des Nationalsozialismus gegen die Juden. Für sie war es nun Zeit, sich öffentlich einzumischen, das, was geschehen war und was im Augenblick geschah mit wachem Verstand zu verstehen und zu beurteilen. Sie unterrichtete an wichtigen Universitäten Amerikas, machte Vortragsreisen durch Europa und schrieb wichtige Werke zur Politik und Philosophie. Nicht immer machte sie sich mit ihrer klaren und unkonventionellen Denkungsart Freunde (Eichmann- Buch). Sie war bis zu ihrem Tod am 4. Dezember 1975 tätig und der Welt verpflichtet.
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