Als wir im Januar dieses Jahres das erste Mal in Arles weilten, der Mistral pfiff durch die leeren Gassen und die Stadt erschien grau und unwirtlich, dachten wir, dass wir sicherlich einige Anstrengungen brauchen würden, um Arles als Kunst- und Kulturreiseziel anzubieten. Wir hatten uns eine kleine Mansarde in der Altstadt gemietet und begannen, die Stadt zu erkunden, um ein Programm auf die Beine stellen zu können. Selbst der hellgelbe Kalksandstein des Amphitheaters wirkte im fahlen Winterlicht farblos und irgendwie kam uns alles ernüchternd vor. Als aber hin und wieder die Sonne durch die Wolken blinzelte, sahen wir, dass es wie immer nur das Licht ist, das Farben aufleuchten lässt und Formen wie Proportionen dreidimensional in Szene setzt. Bei LUMA, der großen Baustelle für das riesige Kunst- und Kulturprojekt der Milliardärserbin Maja Hoffmann, war es am deutlichsten zu bemerken, denn der mit Edelstahl verkleidete Turm des Architekten Frank Gehry erstrahlte in einem Wechselspiel der reflektierenden Farben und breitete seinen Glanz über die gesamte Stadt aus. Je mehr wir die Stadt zu Fuß eroberten, desto eindrucksvoller wirkten die beträchtlichen historischen Schätze der alten Römermetropole. Nachdem wir die Basilika St. Trophime, die Nekropole Alyscamps und das römische Amphitheater besichtigt hatten, ahnten wir, dass diese Stadt weit mehr zu bieten hatte als es auf den ersten Anschein aussah. Nach drei Tagen waren wir überzeugt, dass Arles die richtige Wahl war und ab diesem Zeitpunkt begann die eigentliche Arbeit mit den ortstypischen Planungen, verbunden mit der Organisation einzelner Programmpunkte, um die Termine für die einzelnen Reisen, die Benachrichtigung der potentiellen TeilnehmerInnen, die Festlegung des Programms mit Zeiten und Orten, die Arbeit am Layout und dem Druck des Programms durchzuziehen.
Wir fuhren schon Ende Mai nach Arles und erlebten eine Stadt, die bei sehr warmen Temperaturen und einer blühenden Fauna ihren wahren Zauber entfaltete. TeilnehmerInnen für drei Gruppen hatten sich angemeldet und unser abwechslungsreiches Programm bescherten uns den Erfolg, den wir im Januar so nicht erwartet hatten. Arles mit den Exkursionen nach Avignon und Les Baux kamen sehr gut an und das Echo der TeilnehmerInnen war durchgehend positiv, wie im Jahr zuvor in Palermo und wiederum ein Jahr zuvor in Athen. Unser Konzept, längere Zeit an einem Ort zu bleiben und alle Aktivitäten für die Reisegruppen von dort aus zu steuern, hatte sich inzwischen bewährt. Die Anstrengungen hatten sich gelohnt. Aber nun machen wir uns Gedanken: wie kann es 2020 weitergehen?
Wir überlegten, was wir in Europa außerhalb der Hotspots würden anbieten können. Einige tragfähige Ideen und Destinationen schwirrten schon in unseren Köpfen herum, wohin wir mit unseren Gästen würden reisen können. Als wir von unserem fünfwöchigen Aufenthalt zurück in Köln waren, reihten sich Termine an Termine und irgendwann wuchs der Zweifel, ob wir das Leben zwischen Reisen, Planungen, Veranstaltungen, Kunstführungen und Vorträgen so würden weiterführen können.
Der Markt für Kunst und Kulturreisen ist enger geworden. Als wir vor vielen Jahren damit begannen, gab es noch nicht so viele Angebote dieser Art und vor allem gab es kaum Angebote, die rein konsum- und profitorientiert waren. Inzwischen bietet jede Tageszeitung, jedes Museum und einige kommerzielle Anbieter Reisen in alle Welt an. Allerdings unterscheidet sich unser Konzept, einen Freundeskreis der Kunst-und Kulturinteressierten über viele Jahre hin aufzubauen und zu betreuen, immer noch stark von den anderen Reiseangeboten. Viele Teilnehmer/innen schätzten es, dass man sich jedes Jahr irgendwo in Europa traf, um miteinander die Schätze unserer Kultur zu bewundern. Wir nannten es immer ein „gemeinsames kulturelles Wissensarchiv“ aufbauen!
Unser Alter spielte bei der anstehenden Entscheidung eher eine marginale Rolle, aber mit 67-70 Jahren wachsen Gedanken, die in leisen Schritten das Recht einfordern, das eigene Handeln und Leben selbstbestimmter und ruhiger in den Mittelpunkt zu stellen. Da wir über viele Jahre mit den Aktivitäten des Vereins philosophiekunst e.V. und später unserer eigenen Projektierung eng verbunden waren und es auch noch sind, war es nicht einfach, Lösungen zu finden. Bei allen Denkmodellen ging es nicht darum, nun ein Leben als „Privatiers“ zu führen. Wir wollen weiterhin kulturpolitisches Engagement zeigen und das bedeutet, hier in Köln und Umgebung soviel wie möglich im Bereich Kunst und Kultur mit Ihnen auch weiterhin zu erkunden.
Dies bedeutet auch, die Verantwortung des Reiseprogramms in andere Hände zu geben. Mit Natalie Meißner, die Sie schon in Marseille und jetzt in Arles als Führerin erleben durften, haben wir eine versierte und kenntnisreiche Fachfrau gefunden, die ein eigenes Programm zusammengestellt hat, welches sie unter ihrer eigenen Führung anbieten wird. Natalie Meißner lebt in Marseille und kennt sich bestens im Mittelmeerraum aus. Nach gemeinsamer Beratung hat sie uns ein Programm vorgelegt, das wir Ihnen ohne „wenn und aber“ empfehlen können. Wir sind der Überzeugung, dass Natalie Meißner Ihnen viele neue Aspekte und Horizonte erschließen wird und freuen uns, dass das über Jahre bewährte Konzept des gemeinsamen Reisens nun mit frischer Kraft und profundem Wissen weitergeführt wird.